Der Kampf um die Meisterschaft in der Basketball Regionalliga West war in der abgelaufenen Saison ein Zweikampf zwischen den beiden Ruhrpott-Teams CityBaskets Recklinghausen und AstroStars Bochum. Und endete nicht ganz so, wie die meisten Experten vermutet hatten…
Fragte man vor der Saison nach einem Favoriten für die Meisterschaft, so gab es als Antwort eigentlich immer AstroStars Bochum. Gut, der FC Schalke 04 hatte sich auch die Meisterschaft auf die Fahnen geschrieben, wirklich Chancen wurden ihnen aber nicht ausgerechnet und so wie die Saison für die Knappen verlaufen ist, legen sie eh lieber den Mantel des Schweigens darüber. Aber zurück zu dem Team aus der Stadt, welches Herbert Grönemeyer so schön besingt. Bereits in der Saison 2010/11 schnupperte man am Aufstieg in die Pro B, der nächsthöheren Spielklasse. Die als Meister festgestandene SG Sechtem hatte ihren Verzicht auf den Aufstieg bereits verkündet und so kam es am letzten Spieltag zum Fernduell mit der BG Dorsten um den zweiten und damit zum Aufstieg berechtigten Platz in der Tabelle. Da tat die BG den Bochumern keinen Gefallen, gewann ihr letztes Spiel gegen den SVD Dortmund und spielte in dieser Saison eine respektable Runde in der Pro B.
Diese Saison sollte dann also der große Wurf gelingen und die Mannschaft um Trainer Kai „Babbel“ Friedrich wurde entsprechend aufgebaut. Im Team geblieben sind mit Patrick Abraham, Matthias Veit, Markus Klotz, Sebastian Niebrügge und Babak Adib eine handvoll Spieler, dazu gesellten sich illustre Neuzugänge wie auf der Kontingentstelle Ryan Howard (kam aus der Pro A von den Rhöndorf Dragons), Cham Korbi (vom Nachbar aus Recklinghausen, inzwischen mit deutscher Staatsbürgeschaft ausgestattet), Nic Schulwitz (aus der Pro B von den Hertener Löwen), Tom Doll (ebenfalls aus der Pro B von den Schwelmer Baskets), Sebastian Rathjen (BG Dorsten) oder Dennis Kortmann (SVD Dortmund). Unter der Saison gesellte sich mit Gerrit Terdenge noch ein Ex-Nationalspieler dazu. Alles bekannte Namen, die sehr erfolgsversprechend klingen.
Auf der anderen Seite haben wir dann die CityBaskets aus Recklinghausen. Als Aufsteiger waren sie in der Saison 2010/11 die Überraschung und belegten am Ende der Serie Platz 4. Und da Stillstand ja bekanntlich Rückschritt bedeutet, sollte es schon in Richtung Top 3 gehen, das Wort Meisterschaft bzw. Aufstieg wurde aber nicht in den Mund genommen. Aber auch hier versprach die Teamzusammenstellung Einiges für die laufende Runde. Aus dem erfolgreichen Kader der Vorsaison wurden mit Robert Franklin (als Kontingentspieler), Mirco Bregulla, Felix Werner, Kiki Bruns, Christoph Schmüdderich, Sebastiano Germana oder Dustin Killat ebenfalls ein großer Block an Spielern gehalten. Verabschiedet hatte sich, wie bereits erwähnt, Cham Korbi in Richtung Bochum. Als Neuzugänge wurden der erfahrene Stefan Fürst (zuletzt UBC Münster), Lyuben Paskov (ehemaliger bulgarischer Juniorennationalspieler) und Bastian Wollf (aus Herten) verpflichtet.
Es war also alles angerichtet für eine packende Saison. Und die begann für die favorisierten Bochumer wie erwartet: 5 Spiele – 5 Siege, das knappste Ergebnis war dabei das 78 : 64 bei den Elephants aus Grevenbroich. Das „Problem“ bei der Sache war allerdings, dass auch die Jungs aus Recklinghausen bis dahin alle Spiele gewonnen haben, darunter auch gegen so illustre Gegner wie den SVD Dortmund. Dann aber kam der 6. Spieltag und mit ihm die erste Niederlage der CityBaskets in Münster. Spätestens jetzt schien also alles den erwarteten Gang zu gehen und Bochum marschierte fröhlich vorne weg. Tatsächlich gewannen sie auch weiterhin ihre Spiele sehr souverän und standen nach 11 Spieltagen mit 11 Siegen an der Tabellenspitze. Immerhin ließ sich auch Recklinghausen zunächst nicht durch ihre Niederlage beeindrucken und gewannen die folgenden Spiele ebenfalls deutlich. Zumindest bis zum 10. Spieltag, denn dann setzte es die nächste Niederlage bei Schalke 04. Vor dem direkten Aufeinandertreffen am 12. Spieltag war die Ausgangssituation somit völlig klar: gewinnt Bochum, ist ihnen die Meisterschaft schon kurz vor Halbzeit der Serie kaum noch zu nehmen (immerhin war zu dem Zeitpunkt aber der SVD Dortmund mit ebenfalls 2 Niederlagen noch in Schlagweite), gewinnt RE, so ist man auf eine Niederlage wieder heran gerückt.
Und tatsächlich schafften die CityBaskets das für viele unmöglich gehaltene und besiegten die AstroStars in einer mitreißenden Partie am Ende mit 100 : 95. Somit war in der Liga alles wieder offen, Bochum mit einer Niederlage Tabellenführer, Recklinghausen und Dortmund mit deren zwei dahinter. Am nächsten Spieltag ging es dann für die Bochumer auch noch nach Dortmund, diese Aufgabe haben sie aber dann wieder sicher gemeistert, so dass sie als Tabellenführer in die Winterpause gingen.
In der Rückrunde gaben sich dann beide Teams zunächst keine Blöße und gewannen ihre Spiele. Dann kam der 17. Spieltag und der führte die Bochumer nach Münster. Und dort erging es ihnen wie Recklinghausen in der Hinrunde und sie verloren ihr Spiel mit 86 : 95. Es war also die große Chance für die CityBaskets (aufgrund des direkten Vergleichs) an Bochum vorbei zu ziehen und die Tabellenspitze zu erklimmen. Und was passierte? Auch sie verloren ihr Spiel bei der TV Salzkotten und blieben damit weiterhin einen Sieg hinter Bochum zurück. Das ganze Spielchen wiederholte sich dann am 22. Spieltag nochmals. Bis dahin haben beide Teams ihre Spiele wieder gewonnen, dann erwischte es die AstroStars wie schon RE bei Schalke 04 und Recklinghausen konnte die Chance wieder nicht nutzen und unterlag ebenfalls in Iserlohn; es schien mit dem Teufel zu zugehen. Somit kam es am 25. und vorletzten Spieltag, nachdem beide ihre weiteren Spiele gewonnen hatten, wie in der Hinrunde zum entscheidenen Spiel.
Und auch hier wiederholten sich die Ereignisse. In einem engen, spannenden Spiel gewann Recklinghausen am Ende knapp mit 67 : 64 und war damit erstmals an Bochum vorbei gezogen. Die letzte Chance für die AstroStars war also ein eigener Sieg am verbleibenden Spieltag gegen den SVD und zugleich eine unwahrscheinliche Niederlage von Recklinghausen bei den bereits abgestiegenen Willicher. Die eigene Pflicht erfüllte man, das Wunder von Willich blieb aber aus, da der heimische Willicher TV aufgrund von internen Streitigkeiten gar nicht erst angetreten ist. Somit erlebte eine kuriose Saison ein durchaus kurioses Ende, bei dem die CityBaskets ohne Gegner in fremder Halle die Meisterschaft feiern konnten. Für die Bochumer heißt es dagegen auf ein neues in der nächsten Saison, dass es dann endlich mit dem Aufstieg in die Pro B klappt.